Was macht den Beruf des Tierheilpraktikers aus?
Tierheilpraktiker wenden alternative Heilmethoden bei Tieren an, um Krankheiten zu behandeln oder vorzubeugen. Sie sind häufig vor Ort beim Kunden tätig oder führen eine eigene Praxis. Dort behandeln sie ihre tierischen Patienten mit Alternativmedizin wie Homöopathie oder Pflanzenheilkunde. Die Berufsbezeichnung Tierheilpraktiker ist rechtlich nicht geschützt und es gibt keine geregelte Berufsausbildung. Die Kompetenzen und Fähigkeiten des Tierheilpraktikers oder der Tierheilpraktikerin können je nach Ausbildung deshalb sehr unterschiedlich sein.
Für viele Menschen ist die Alternativmedizin auch für ihre Haus- und Nutztiere zur Selbstverständlichkeit geworden. Der Tierheilpraktiker stellt eine Alternative zum schulmedizinischen Veterinär dar. Insbesondere wenn der Tierarzt einem kranken Tier nicht mehr weiterhelfen kann, kann der Tierheilpraktiker die letzte Hoffnung darstellen. Als Tierheilpraktiker kannst Du Menschen und Tieren helfen und erfährst dabei immer größeres Interesse.
Warum Tierheilpraktiker werden?
Frank Braun, Tierheilpraktiker
Quelle: Westdeutsche Zeitung
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Aufgaben und Tätigkeiten
Als Tierheilpraktiker kontrollierst Du zunächst den Gesundheitszustand des Tieres durch schulmedizinische und alternative Diagnoseverfahren. Du beobachtest das Umfeld und die Haltungsbedingungen des Patienten. Im Gespräch mit dem Besitzer erhältst Du weitere wertvolle Hinweise. Nachdem Du das Problem erkannt hast, wendest Du verschiedene Therapien an. Das kann eine Nahrungsumstellung sein oder die Gabe von homöopathischen Medikamenten. Bei Krankheiten, die Deine Kompetenz überschreiten und zum Beispiel eine Operation erforderlich machen, vermittelst Du an einen Tierarzt.
Wie sieht mein Arbeitsalltag als Tierheilpraktiker aus?
Im Arbeitsalltag behandeln Tierheilpraktiker erkrankte Tiere meist vor Ort in ihrer gewohnten Umgebung. Eher selten führen sie eine Praxis mit festen Sprechstunden. Für den beruflichen Erfolg ist es wichtig, sich einen Kundenstamm aufzubauen und Kontakte zu Tierhaltern zu knüpfen. Zum Berufsalltag gehört in erster Linie die Arbeit mit Tieren. Dabei stellst Du ihre Krankheiten fest und wendest Heilmethoden an. Zum Berufsbild des Tierheilpraktikers gehört außerdem, den Krankheitsverlauf zu kontrollieren und die Krankheitsgeschichte zu dokumentieren.
Frank Braun, Tierheilpraktiker
Quelle: Westdeutsche Zeitung
Welche Fertigkeiten und Kenntnisse muss ich als Tierheilpraktiker beherrschen?
Als Tierheilpraktiker solltest Du ein Händchen für Tiere haben und bereits Erfahrung in der Haltung von Tieren mitbringen. Um die richtigen Diagnosen zu stellen und Therapieformen zu wählen, benötigst Du fundiertes Fachwissen. Für die Homöopathie oder Bachblüten-Therapie benötigst Du ein gutes analytisches Denken, um die Zusammenstellung und Dosis zu berechnen. Im Kontakt zu Mensch und Tier ist außerdem Einfühlungsvermögen gefragt.
Die Behandlungsverfahren und Heilmethoden
Das Ziel des Tierheilpraktikers ist eine Behandlung, die möglichst frei von Nebenwirkungen ist. Daher gehören auch die Ernährung und Haltung zu den Tätigkeitsbereichen. Die Prophylaxe ist ein weiterer wichtiger Punkt, der dabei helfen soll, das Tier gesund zu halten und möglichst viele Krankheiten schon vorab zu vermeiden.
Vor allem die Homöopathie findet im Bereich der Tierbehandlung großen Anklang. Die Bachblüten-Therapie kann schonend helfen und macht den Einsatz von Chemie oft überflüssig. Auch die Magnetfeld-Therapie kommt nicht nur in der Humanmedizin, sondern auch bei Tieren zum Einsatz. Die Akupunktur ist eine weitere Möglichkeit und die Physiotherapie kann nach einer Operation oder einem Unfall schnell wieder zur Steigerung der Beweglichkeit beitragen.
Mit welchen Aufgaben und Tätigkeiten beschäftige ich mich?
Du beschäftigst Dich in der Anamnese zunächst intensiv mit der Krankheitsgeschichte und dem Umfeld des Tieres. Dann ermittelst Du die aktuellen Probleme und forschst nach deren Ursachen. Auf der Grundlage Deines Befundes entwickelst Du die richtige Therapie. Du wählst dazu Behandlungsmethoden aus und stellst Rezepturen zusammen. Außerdem erklärst Du dem Besitzer des Tieres, wie er selbst bei der Therapie helfen kann. Du dokumentierst den Krankheitsverlauf und kontrollierst den Erfolg der Therapie. Tierheilpraktiker sind fast immer selbstständig tätig, deshalb kümmerst Du Dich auch um Buchhaltung und Abrechnungen.
Schnittstellen zu anderen Berufen
Als Tierheilpraktiker ist es wichtig, Deine Kompetenzen zu kennen. Wenn ein Tier in einem lebensbedrohlichen Zustand ist, muss es von einem Tiermediziner behandelt werden. Viele Behandlungen und insbesondere Operationen dürfen nur studierte Tierärzte durchführen. Du vermittelst Deine Kunden deshalb auch an Tierärzte weiter. Das schließt jedoch eine weitere Zusammenarbeit nicht aus – Deine Therapie kann die des Tierarztes ergänzen.
Lisa Reifenhäuser, Tierheilpraktikerin
Quelle: tiergesundheit-reifenhaeuser.de
Wo arbeite ich als Tierheilpraktiker?
Tierheilpraktiker sind fast ausschließlich selbstständig tätig. Sie führen entweder eine feste oder eine mobile Praxis. Zu ihren Kunden gehören sowohl Privatpersonen als auch Tierzüchter und Bauern, die auf eine alternative Landwirtschaft setzen.
Tierheilpraktiker behandeln in der Stadt vor allem Haustiere. In ländlichen Gegenden kümmern sie sich auch um Nutz- und Sporttiere, insbesondere um Pferde.
Die Kritik am massiven Einsatz von Antibiotika bei Nutztieren sorgt dabei auch in der Landwirtschaft für eine zunehmende Beliebtheit alternativmedizischer Methoden.
Die eigene Tierheilpraxis
Der Traum eines jeden Tierheilpraktikers ist sicherlich die eigene Praxis. Nach der erfolgreich absolvierten Grundausbildung sollte das Wissen in der Praxis umgesetzt und vertieft werden. Eine Zusammenarbeit mit einem Tierarzt ist hier sinnvoll oder auch die zeitweilige Nutzung einer Tierheilpraxis eines Kollegen ist durchaus eine gute Methode, um sich auf die eigene Tierheilpraxis vorzubereiten.
- Mobile Praxis
Viele Tierheilpraktiker finden es sinnvoller, ihre Patienten vor Ort zu behandeln. Die Tiere werden keinem großen Transport-Stress ausgesetzt und verhalten sich in ihrer gewohnten Umgebung wesentlich natürlicher. Zudem können die meisten Behandlungen auch ohne einen Praxisraum vorgenommen werden. - Standortplanung für die Praxis
Die Standortplanung für Praxen, die regelmäßig von Tierhaltern besucht werden sollen, sollte ein paar zusätzliche Anforderungen erfüllen. Wie bei jedem Geschäftsbetrieb mit Publikumsverkehr müssen ausreichend Parkmöglichkeiten vorhanden sein und die Praxis im 4. Stock ohne Aufzug wird viele Tierhalter davon abhalten, regelmäßige Besuche zu machen. Die Nähe zu einem Wohngebiet macht für eine Tierheilpraxis sicher Sinn, da hier viele Familien mit Haustieren leben.
Berufsaussichten, Perspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten
Welche Berufsaussichten habe ich als Tierheilpraktiker?
Heilkunde und alternative Medizin liegt auch bei Tierhaltern im Trend. Viele Menschen wünschen sich sanfte Behandlungen für ihre vierbeinigen Freunde. Von diesem Interesse kannst Du als Tierheilpraktiker oder Tierheilpraktikerin profitieren. Deine Berufsaussichten und Karriereperspektiven hängen dabei von Deiner Bekanntheit und der Größe Deines Kundenstamms ab. Nicht alle Tierheilpraktiker können ausschließlich von ihrem Beruf leben und arbeiten deshalb nebenberuflich als Tierheilpraktiker.
Sophia Mechler, Tierheilpraktikerin
Quelle: Paracelsus Heilpraktikerschulen
Welches Gehalt verdiene ich als Tierheilpraktiker?
Mögliche Honorare für Leistungen des Tierheilpraktikers
Behandlung | Kleintier | Nutztier | Pferd |
---|---|---|---|
Akupunktur | 5-40 € | 5-15 € | 10-100 € |
Futterberatung | 11-21 € | 8-23 € pro Stunde | |
Phytotherapie | 10-30 € | 10-30 € | 10-30 € |
Wundbehandlung | 2-5 € | 2-11 € | 5-11 € |
Als Tierheilpraktiker verdienst Du im Durchschnitt ein Gehalt von 2.100 €. Dein Einkommen kann jedoch jeden Monat schwanken, je nach dem, wie viele Aufträge Du bekommst und wie bekannt Deine Praxis ist. Bei der Festlegung Deines Honorars bist Du frei. Du solltest Dich bei der Abrechnung jedoch an das Gebührenverzeichnis der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tierheilpraktiker im FVDH e.V. halten.
Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?
Um die Berufsaussichten weiter zu verbessern, sind regelmäßige Seminare sinnvoll und nützlich. Je mehr spezielle Gebiete ein Tierheilpraktiker beherrscht, umso größer werden die Einsatzmöglichkeiten. Auch gelegentliche Kurse zum Auffrischen von Wissen, das in der Praxis noch nicht vertieft wurde, gehören zum Berufsbild. Bei jeder Fortbildung lassen sich Erfahrungen austauschen und neue Kontakte knüpfen, die vielleicht dazu beitragen können, die eigenen Chancen zu erhöhen.
Du kannst Dich mit einer Weiterbildung auf bestimmte Bereiche der Alternativmedizin spezialisieren. Als Experte für Akupunktur, Homöopathie oder Tierpsychologie gehst Du auf spezielle Wünsche Deiner Kunden ein.
Diese Lehrgänge kommen infrage:
Wie kann ich mich als Tierheilpraktiker selbstständig machen?
Die Bestimmungen für eine selbstständige Tätigkeit als Tierheilpraktiker sind je nach Bundesland unterschiedlich. Teilweise reicht es aus, eine Steuernummer zu führen. In den meisten Bezirken musst Du jedoch ein Gewerbe anmelden. Fast immer ist es Deine Pflicht, Dich beim Veterinäramt registrieren zu lassen.
Diese Checkliste hilft Dir, Dich auf die Selbstständigkeit vorzubereiten:
- Frage bei Deiner Gemeinde nach, ob Du ein Gewerbe anmelden musst.
- Lass Dir gegebenenfalls eine Steuernummer geben, über die Du Deine Leistungen abrechnen kannst.
- Melde Dich beim zuständigen Veterinäramt und kläre ab, ob eine Registrierung notwendig ist.
- Entwickle einen Businessplan. Dabei kann Dich die Arbeitsagentur beraten.
- Prüfe, ob Du für Deine Praxisgründung eine Förderung von der Arbeitsagentur bekommen kannst.
- Erstelle Werbemittel wie Flyer, Webseite und Visitenkarten. Lege diese bei Tierarztpraxen, Drogerien oder Tiergeschäften aus.
- Mundpropaganda ist ein wichtiges Mittel der Kundenakquise. Der Erfolg Deiner Heilmethoden wird sich bei Tierhaltern herumsprechen.
Bietet sich ein weiterführendes Studium an?
In einem Studium kannst Du das schulmedizinische Wissen der Tierheilkunde erlernen. Das Studium der Veterinärmedizin ist die einzige Ausbildung, die Dir den Beruf des Tierarztes ermöglicht. Das Studium dauert meist 11 Semester und schließt mit einem akademischen Abschluss ab.
Anschließend kannst Du promovieren und den Titel Dr. med. vet. führen. Voraussetzung für ein Studium der Tiermedizin ist das Abitur. Genaue Information zum Studium der Tiermedizin findest Du unter der alternativen Weiterbildung zum Tierarzt.
Zusammenfassung
Diese Gründe sprechen für den Beruf des Tierheilpraktikers:
- Du hilfst Tieren mit sanften und natürlichen Therapieformen.
- Die Akzeptanz der Alternativen Medizin nimmt stetig zu. Viele Menschen möchten auch ihre Tiere davon profitieren lassen.
- Du kannst Dein Interesse für Tiere beruflich nutzen.
- Eine Weiterbildung zum Tierheilpraktiker ermöglicht Dir eine berufliche Neuausrichtung.
- Als Tierheilpraktiker bist Du selbstständig tätig und häufig vor Ort im Einsatz.